... wo die Liebe hinfällt.
Monika Karall
Es ist schon seltsam welche Wege das Leben oft einschlägt. Wir alle schmieden Pläne und hoffen inständig, dass sich diese erfüllen. Umwege zur Erfüllung eines Traums sind klarerweise oft langwierig und mit Geduld verbunden. Zufrieden mit sich selbst und seinem Leben zu sein, fällt Manchen oft schwer. Glücklicherweise gibt es aber auch die Augenblicke im Leben, in welchen man merkt, dass alles gut ist, so wie es ist.
Trifft man Monika Karall in ihrem Zuhause in Gramais, kann man schnell nachvollziehen, warum sie glücklich, zufrieden und mit ihrem Leben im Einklang ist. Monika kommt ursprünglich aus Wien – österreichs größter Gemeinde - wenn man so will. Seit 2001 lebt sie nunmehr mit ihrem Lebensgefährten Bernhard und ihrer Tochter in Österreichs kleinster Gemeinde mit gerade einmal 41 Einwohnern. Es war die Liebe, die sie in das kleine Lechtaler Seitental ziehen ließ. Der „Bergbauernbua“ – wie sie ihren Lebensgefährten Bernhard liebevoll nennt, ging Monika nach einem Treffen in einem Gasthaus in Niederösterreich nicht mehr aus dem Kopf.
Rund 20 Jahre später leben die Beiden nun gemeinsam in Gramais und betreiben dort gemütliche Ferienwohnungen, eine Landwirtschaft und einen kleinen 24/7 Selbstbedienungsladen. „Hätte man mir früher mal erzählt, dass ich Wien verlasse um mehr oder weniger am Ender der Welt zu leben, hätte ich das nie im Leben geglaubt“, schmunzelt Monika. Die 46-jährige wollte ursprünglich „Zuckerbäckerin“ werden und hatte sich für eine Lehrstelle im legendären Hotel Sacher beworben. Als aus der Wunschlehrstelle nichts wurde, schrieb sich Monika dann auf einer Fachschule für Mode und Design ein. Die Ausbildung als Fachfrau für Mode und Bekleidungstechnik hat Monika erfolgreich abgeschlossen und anschließend auch in der Bekleidungsbranche gearbeitet. Nachdem es Monika dann der Liebe wegen ins Außerfern verschlagen hatte, musste sie allerdings feststellen, dass Reutte natürlich nicht Wien war. Die beruflichen Möglichkeiten am Land waren dort sehr begrenz. Nach 5 Jahren als Filialleiterin wurde Monika dann schwanger und sie zog sich beruflich zurück um erst einmal für die Familie da zu sein. „Da habe ich dann auch die Frühstückspension meiner Schwiegermutter übernommen (www.bauernhaus-gramais.com) und ich muss sagen: Vermieterin zu sein hat mir damals schon großen Spaß gemacht“ – erzählt sie mit ihrem charmanten Wiener Slang. „Irgendwie wollte ich mit der Zeit aber etwas mehr aus meiner Tätigkeit als Bäuerin, Vermieterin und Hausfrau machen und ich eröffnete kurzerhand in Gramais einen kleinen Hofladen mit Ausschank. Der kleine Hofladen kam unheimlich gut an, bei den Besuchern und Gästen in Gramais aber auch bei den Einheimischen sprach sich mein kleiner Betrieb herum. Mein Hofladen war aber nur für die Wandersaison im Sommer geeignet – im Winter konnte ich den Betrieb leider nicht aufrechterhalten.“-berichtet Monika weiter. 2015 fasste sie dann allen Mut zusammen und erfüllte sich ihren großen Traum, eines eigenen kleinen Geschäfts inkl. Café – "Monis Kaffeklatsch & Dekoglück, in Häselgehr (www.lechtalerkaffeeklatsch.com).
Ihr eigenes „Kleinod“ – wie Monika ihren Laden liebevoll nennt, ist inzwischen ein beliebter Treffpunkt für Kuchenliebhaber und all Jene, die sich gerne mit regionalen Produkten eindecken. Bei Monika gibt es einmal wöchentlich selbstgebackenes Steinofenbrot aus Gramais, Käse von den Lechtaler Almen, selbstgemachte Marmelade und Nudeln und natürlich selbstgebackenen Kuchen. Auch wenn aus der Ausbildung zur Konditorin nichts wurde, die Liebe zum Backen hat sich Monika nicht nehmen lassen. Bei einem Kaffee und einem Stück selbstgebackenen Kuchen kann man ihn ihrem Laden nebenbei auch noch allerlei schöne Dekoartikel bewundern und natürlich auch mit nach Hause nehmen. Wer ein Geschenk braucht oder sich sein Zuhause etwas verschönern möchte – im Lechtaler Kaffeeklatsch bei Monika gibt es für jeden Anlass und jede Jahreszeit etwas über das sich Jede(r) freut.
Monika ist hier im Lechtal und in Ihrer Heimatgemeinde Gramais angekommen. Sie schätzt und liebt das ländliche Leben, die Natürlichkeit der Landschaft. „Ich darf da leben, wo andere Urlaub machen und genieße die Ruhe in meinem Auszeitdorf Gramais. Ich liebe es hier leben zu dürfen, wo die Leute noch zusammenhalten. In den letzten 20 Jahren konnte ich mich im Lechtal verwirklichen und ich schätze mich glücklich eine Arbeit zu haben die mich auszeichnet und mir Spaß macht.“
Der kleine Laden „Lechtaler Kaffeeklatsch“ ist aber auch eine One-Woman-Show und erfordert viel Arbeit und ganzen Einsatz. „Da bleibt auch manchmal wenig Zeit für mich selbst“, merkt Monika nachdenklich an. „Meine Kraft schöpfe ich aber bei meiner Familie, die mir immer Halt gibt, beim Wandern oder sogar beim Heuen auf dem Feld. Ich habe gelernt einfach mit mir selbst und meinem Umfeld zufrieden zu sein – das ist der richtige Weg für mich, um glücklich zu sein.“
Es besteht kein Zweifel daran, dass Monika gerne im Lechtal lebt und sich bewusst für ein Leben in Österreichs kleinster Gemeinde entschieden hat. Die letzten zwei Jahre im Lichte der Corona-Pandemie haben aber auch ihre Spuren bei Monika und ihrem Business hinterlassen. „Es war schon eine harte Zeit. Von einem Tag auf den anderen, musste ich meinen kleinen Laden schließen und war praktisch zum warten gezwungen. Am Beginn der Pandemie wussten wir ja alle nicht, wohin das alles führen wird. Wie lange der Lockdown dauern wird und ob ich dann überhaupt noch mein Geschäft weiterführen kann. Mit der Pandemie kam auch der touristische Stillstand. Plötzlich waren keine Gäste mehr im Lechtal und das habe ich natürlich auch in meinem Laden gespürt. Es ist nun einmal leichter sich beruflich bzw. selbstständig in einer Tourismusorientierten Region zu verwirklichen. Das Lechtal ist kein typischer Wirtschaftsstandort. Viele LechtalerInnen pendeln zur Arbeit in den Reuttener Talkessel. Der Tourismus ist aber ein wertvoller und vor allem unerlässlicher Wirtschaftszweig und Arbeitgeber im Tal. Das darf man nicht vergessen und unterschätzen.“ – gibt Monika zu bedenken.
Für die Zukunft wünscht sich Monika, dass die heimischen Betriebe und regionalen Anbieter noch mehr in den Fokus gerückt werden. Eine Bewusstseinsschaffung unter den Einheimischen, für die kreativen Lechtaler Unternehmen sei ihrer Meinung nach wichtig. Wer regional kauft und konsumiert – der hinterlässt im Tal nachhaltig seine Spur und trägt dazu bei, dass Betriebe wie bspw. Monikas Kaffeeklatsch auch weiterhin für uns im Lechtal da sind.
von Anja Ginther
03. Mai 2023